Dunedin Consort - Handel: Ode for St Cecilia's Day - Chorzeit
Der Tag der Heiligen Cäcilia wird am 22. November gefeiert. Im Laufe der Geschichte avancierte die Schutzpatronin der Musik und der MusikerInnen zu dem, was man heute als eine MultiInstrumentalistin bezeichnen würde: So gibt es in der bildenden Kunst zahlreiche Darstellungen, die sie an verschiedenen Musikinstrumenten abbilden. Cäcilias Musik ist dem Ursprung nach jedoch ein Gesang zu Gott «in ihrem Herzen», während sie sich innerlich von den anderen Instrumenten abwendet.
Das vorliegende Werk ist im Kontext der Cäcilienverehrung im 17. und 18. Jahrhundert in England zu sehen. Georg Friedrich Händel (1685 – 1759) bediente sich in seiner bekannten «Ode for St Cecilia’s Day» (1739) der textlichen Vorlage von John Dryden (1687), die hier sehr sensibel interpretiert worden ist – bezogen auf den Gesamtklang, wobei auch die einzelnen Stimmen stets gut mitzuverfolgen sind. Der künstlerische Leiter John Butt, begleitend am Cembalo, hat mit seinem Ensemble Dunedin Consort bereits zahlreiche bedeutende Projekte realisiert. Die Händel-Einspielung ist zusammen mit dem Polish Radio Choir im Frühjahr 2018 während des Misteria Paschalia Festival in Krakau entstanden, einem der führenden europäischen Festivals auf dem Gebiet der Renaissance und Barockmusik.
Die überbordende Sprache des Dryden-Gedichts – die sich bei Händel in ausladenden musikalischen Figuren manifestiert – enthält zahlreiche Lobpreisungen an die Musik: Es ist die Rede von der «himmlischen Harmonie» («heav’nly harmony»), die – so glaubte man im Mittelalter – den Anfang des Universums bildete. Des Weiteren verbinden sich aufklärerische Fragen mit geistlichen und vorchristlichen Themen. Der Chor präsentiert sich warm und voll im Klang. Hervorzuheben sind in diesem Zusammenhang die mitreißende Tenorarie und der Chor «The trumpet’s loud clangour» sowie der die Ode resolut beschließende Chor mit Sopransolo.
Ein ebenso großes Lob gebührt den beiden SolistInnen: Im Accompagnato für Tenor beweist Ian Bostridge seine Kunst der inhaltlichen Gestaltung. Bedächtig besingt er zunächst den Beginn der Entstehung der Welt («When Nature underneath a heap of jarring atoms lay»), während er später verheißungsvoll mit mehr strahlenden Höhen den weiteren Verlauf interpretiert («The tuneful voice was heard from high»). Carolyn Sampson beeindruckt in der Sopran-Arie «What passion cannot music raise and quell!» auf ähnliche Weise. In ihrer sanften und innigen Tonsprache mögen aufmerksam Zuhörende eine Verbindung zu dem ursprünglichen Charakter der Cäcilia – und ihrem alleinigen Gesang zu Gott - erkennen.
Abgerundet wird die hervorragende Einspielung durch das «Concerto grosso in a-Moll» als instrumentales Gegenstück zu der intelligent wie gefühlvoll dargebotenen Interpretation von Händels Cäcilien-Ode.