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Phantasm - Locke - Viola da gamba Gesellschaft

Auf dieser CD werden die vierstimmigen Suiten und zwei sechsstimmige Canons eingerahmt von zwei Suiten aus dem Flat Consort (jede davon mit gleich drei Fantasien). Alle Werke sind in Musica Britannica 31 und 32 enthalten.

Die Mitglieder von Phantasm sind alles bestandene Musiker mit klassischer Ausbildung, und in einem breiten Spektrum tätig, also quasi mit allen Wassern gewaschen. Sofort fällt auf, welch riesiges Repertoire von Stricharten die Spieler/-innen mitbringen, womit sie eine unglaubliche Klangvielfalt erzeugen können. Die Musik ist sehr abwechslungsreich komponiert, und Phantasm holt all diese Farben wunderschön heraus. Die vielen Stimmungs- und Charakterwechsel in den Fantasien werden gut herausgearbeitet. Bei Phantasm entwickelt sich immer etwas und es zieht es einem mit, nie fällt die Spannung ab – es sei denn, der Komponist hat wieder einmal einen brüsken Abbruch eingebaut. Wiederholungen werden oft ohne den kleinsten Bremser direkt angeschlossen, sodass auch hier der „Drive“ erhalten bleibt – ein wenig ungewohnt ist dies aber schon. Bei einigen Übergängen gab es ein neues Hörerlebnis, wenn z. B. der Wechsel zu einer langsamen Coda so raffiniert und ohne jedes „Loch“ geschieht, dass man ihn kaum wahrnimmt. Aha – so könnte man das ja auch spielen! Die CD endet in dieser Art, da geht eine muntere Jigg absolut harmonisch in einen völlig andersartigen, ernsthaften Schluss über.

Die Tempi wirken auf mich schlicht „richtig“, man fühlt sich immer wohl damit. Auch die Sarabanden am Schluss der vierstimmigen Suiten – oft in einem „Affenzahn“ hingeschmissen – werden nicht überstrapaziert. All die kleinen Tanzsätze kommen eher elegant als sportlich daher. Ganz hübsch sind die Ayres. – Die beiden Canons on a plain song bzw. on the hexachord sind wunderschöne Entdeckungen.

Die Theorbe, gespielt von Elisabeth Kenny, macht sich sehr gut. Sie verschmilzt schön mit dem Gambenklang, hie und da kommt sie aber auch kurz allein zum Einsatz.

Intonation, Synchronisation und solche Dinge sind kein Thema. Dafür ist Phantasm, zu perfekt – seit 25 Jahren!

Viola da gamba Gesellschaft
01 March 2019