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Robin Ticciati & SCO - Schumann: The Symphonies - Fono Forum

Musik: 5 stars
Klang: 5 stars

Gekonnt
Robin Ticciati, der Londoner des Jahrgangs 1983, legt mit „seinem" Scottish Chamber Orchestra einen ausgesprochen kontrollierten Schumann vor. Seine Lesart der vier Sinfonien wirkt überraschend reif, in jeder Hinsicht gekonnt, ohne auch nur eine Sekunde lang den Eindruck von Routine hervorzurufen. Im Gegenteil: Ticciati entdeckt viel Neues an den altbekannten Werken, und wenn es nur Details sind wie der leicht verzögerte Auftakt des Finalthemas der ersten Sinfonie, das damit etwas angenehm Musikantisches bekommt.

Ticciati zeigt sich als Meister des fein akzentuierten Rhythmus und der subtilen Klangwirkungen, fördert interessante Nebenstimmen zutage, die man noch nie gehört zu haben meint, und differenziert herzerfrischend auf der artikulatorischen Ebene - freilich im Rahmen dessen, was die Partitur erlaubt. Brillant gespielt sind die vier Werke hier ohnehin.

Das sicherlich auffälligste Alleinstellungsmerkmal dieser Interpretation ist Ticciatis Zurückhaltung in puncto Tempo und Dynamik. Anders als etwa Yannick Nezet-Seguin geht der junge Brite nie bis zum Anschlag. Die Sätze haben alle etwas mehr Zeit sich zu entfalten, was sie dann auch sehr organisch tun. Sie strahlen bisweilen, etwa im gefühlvoll ausgesungenen dritten Satz der „Rheinischen", eine überlegene Ruhe aus. Die dreifachen Forte im Kopfsatz dieser Sinfonie nutzt Ticciati folglich auch nicht zur Demonstration dynamischer Schockeffekte. Alle Achtung.

Dass Ticciati Schumann mit dem schlanken Klang eines Kammerorchesters, mit prominenten Bläsern und vibratoarmen Streichern spielen lässt, ist beinahe schon der Normalfall. Ein neuer Aspekt ist allenfalls der selbstbewusste Auftritt der Pauke und - man höre und staune - der vorsichtige Einsatz des Portamento an einigen wenigen Stellen.

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Fono Forum
01 December 2014