Royal Academy of Music Soloists Ensemble & Trevor Pinnock - Mahler: Lieder eines fahrenden Gesellen - Artistxite
TRANSPARENZ STATT OPULENZ: MAHLER, BUSONI, ZEMLINSKY UND WAGNER, EXPRESSIV UND PRÄZISE VON TREVOR PINNOCK UND SOLISTEN DER ROYAL ACADEMY OF MUSIC MUSIZIERT.
Ob man ernsthaft auf die Idee gekommen wäre, ausgerechnet Gustav Mahlers klangwaltige und differenziert instrumentierte Musik in reduzierten Kammerfassungen aufzuführen, wenn nicht niemand Geringeres als Arnold Schönberg Pionierarbeit geleistet wäre? Den Bearbeitungen für seinen legendären "Verein für musikalische Privataufführungen" ist es zu verdanken, dass wir heute Mahlers musikalischen Kosmos nicht nur in den überwältigenden Orchesterfassungen kennen, sondern auch in reduzierten Kammer-Adaptionen. Mahlers Genie tut die Reduktion keinen Abbruch, im Gegenteil: Ein sehr einnehmender Beleg für diese These kommt vom Altmeister des historisch-informierten Kammermusikspiels Trevor Pinnock und einem superben Solisten-Ensemble der Royal Academy of Music in London. Sie haben Schönbergs Adaption der "Lieder eines fahrenden Gesellen" aufgenommen. Der frühe Zyklus Mahlers wird ergänzt durch Musik seiner Zeitgenossen Busoni (mit der charmanten "Berceuse Élégiaque") und Zemlinsky. Von Letzterem sind die "Sechs Gesänge" in einer neuen Kammerfassung zu hören. Abgerundet wird das Album durch Richard Wagners berühmtes "Siegfried-Idyll". Trevor Pinnock und sein 18-köpfiges Ensemble überzeugen durch höchste spielerische Präzision und bemerkenswerte Expressivität. Diese Kammerfassungen eröffnen einen luftigen, transparenten Blick auf eine Fülle verborgener Details. Die Sänger, die Mezzosopranistin Katie Bray (Zemlinsky) und Bariton Gareth Brynmor John (Mahler), überzeugen mit guter, verständlicher Diktion und schönen Stimmen und empfehlen sich nachdrücklich für weiteres Liedrepertoire. Eine Produktion, die man als Mahler-Fan unbedingt kennen sollte.