Trevor Pinnock - Journey - Fono Forum
Als Tastenspieler, Kammermusiker und Dirigent ist Trevor Pinnock der Inbegriff von Vielseitigkeit, er zeigt sich im Kopf mindestens ebenso beweglich wie in der „Faust“. Im Dezember 2016 wird er 70 Jahre alt. Da wirkt sein Album „Journey“ in der Beschränkung auf das Cembalo beinahe retrospektiv, wie der Rückzug auf ein Kerngebiet. Tatsächlich handelt es sich jedoch um ein ausgeklügeltes Konzertprogramm, das in einer guten Stunde „zweihundert Jahre Cembalomusik“ (so der Untertitel) auf denkbar vielfältige Weise präsentiert. Es lohnt sich, die SACD am Stück zu hören, denn Pinnock jongliert mit den großen Namen des Repertoires auf eine Weise, die immer noch Überraschendes zutage fördert.
Unter seinem historischen Bogen, aufgespannt zwischen den Eckpfeilern Cabezón und Scarlatti, steuert Pinnock die Stationen Byrd, Tallis und Bull, Sweelinck und Frescobaldi, Bach und Händel an. Umrahmt von Sweelincks „Mein junges Leben hat ein End“ und einer ebenso affektreichen wie gelehrten Frescobaldi-Toccata, wirkt Bachs sechste Französische Suite wie ein rokokoeskes Leichtgewicht; nach dem repräsentativen Common Sense von Händels Chaconne HWV 435 klingen Scarlattis drei Sonaten in D major K. 490-492 noch eigenwilliger, als sie dank ihrer drastischen Effekte und spleenigen Virtuosität ohnehin sind. Und C.P.E. Bach und Haydn rücken offenkundig in Hörweite: Die weite Reise durch Zeit und Raum könnte weitergehen.
Sie gelingt, weil Pinnock -auf seinem eignen, klanglich sehr eleganten und plastisch aufgenommenen Cembalo nach französischen Vorbildern - die Charakteristik jedes einzelnen Stücks scharf herausarbeitet und dabei stets entwaffnend natürlich musiziert.