Francesco Piemontesi, SCO & Andrew Manze - Mozart: Piano Concertos 25 & 26 - NDR
Der Chefdirigent der NDR Radiophilharmonie, Andrew Manze, ist auch bei anderen Orchestern ein gern gesehener Gast. Seine Begeisterung steckt an und sorgt regelmäßig für bemerkenswerte Aufnahmen. Nun ist Manzes Gastspiel beim Scottish Chamber Orchestra erschienen: Mozart-Klavierkonzerte mit dem Pianisten Francesco Piemontesi. Die CD weckt große Erwartungen; denn dieses Kammerorchester hat seit Charles Mackerras eine lange Mozart-Tradition.
Die beiden späten Klavierkonzerte Nummer 25 und 26 von Mozart unterscheiden sich von den bisherigen Werken dieser Gattung. Vom Umfang her und auch von der Besetzung mit Pauken und Trompeten weisen sie schon auf das voraus, was Beethoven später für Klavier und Orchester schreiben sollte, hörbar auch im intensiven Austausch von Orchester und Soloinstrument.
"Würde es sich um eine Oper handeln, könnte man sagen: Der Klavierpart deckt sämtliche Charaktere ab", so Andrew Manze. "Der Pianist ist im ständigen Dialog mit dem Orchester - gerade das war so schön, mit Francesco Piemontesi zu erarbeiten. Wir haben dem Orchester gesagt: Lasst uns spielen wie bei einer Live-Aufnahme. Es ist sehr schwierig, das ohne Publikum zu erreichen, aber wir haben es wirklich versucht. Und deshalb bin ich richtig gespannt darauf, ob diese Aufnahme ankommt."
Manzes Hoffnung dürfte sich erfüllen. Das Konzert Nr. 25 in C-Dur steht für das Ende von Mozarts goldener Schaffensperiode. Brillant und virtuos angelegt, ist es komplexer als das nachfolgende Krönungskonzert D-Dur, das dafür eine effektvolle Kadenz bietet.
Vorangegangen waren dieser CD mehrere gemeinsame Auftritte von Piemontesi und Manze mit eben diesem Programm; Auftritte bei verschiedenen Orchestern: "Was ich an Francesco Piemontesis Spiel so mag, ist seine frische Herangehensweise, gleichzeitig aber auch ein immenses Wissen und Respekt vor früheren Generationen von Mozartpianisten", erzählt Manze. "Oft hat er vor Kollegen gespielt, die ihre aktive Laufbahn längst beendet hatten, er hat jede Menge älterer Aufnahmen angehört. Piemontesi kennt sich wirklich aus mit der Geschichte des Klavierspiels. Er selbst spielt auf sehr lebendige Art - die speist sich aber aus seiner großen Verehrung vor den Pianisten der alten Schule."
Piemontesis kultivierte Klangvorstellung erinnert stellenweise an die von Geza Anda oder Edwin Fischer. Der 34-jährige, in Tessin geborene Pianist hat selbst bei Arie Vardi und Alfred Brendel gelernt. An Mozart fasziniert Piemontesi das Menschliche, Kommunikative, das scheinbar Einfache, das doch so schwer zu gestalten ist. Wohldosiert artikulierend wählt er mit Bedacht die Klangfarben, verhält sich zum Orchester wie ein Kammermusiker. Nie erliegt er der Versuchung, gefühlsbetonte Passagen zu zelebrieren. So atmen diese beiden sinfonischen Mozart-Konzerte große Natürlichkeit.