Robin Ticciati & DSO - Debussy & Faure - BR Klassik
Die Berliner Orchesterlandschaft ist derzeit im Umbruch. Simon Rattle absolviert seine letzte Saison bei den Berliner Philharmonikern. Und bei zwei anderen Orchestern sind seit dieser Spielzeit neue Chefdirigenten am Start: Vladimir Jurowski beim Rundfunk-Sinfonieorchester und Robin Ticciati beim Deutschen Symphonie-Orchester. Pünktlich zum Amtsantritt hat Ticciati, 1983 in London geboren, mit dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin eine erste gemeinsame CD vorgelegt: Ihre klingende Visitenkarte bietet französische Orchestermusik der Wende zum 20. Jahrhundert. Von Odysseus verlassen, von den Freiern bedrängt: Mit zarter Melancholie und feierlichem Ernst gibt sich Gabriel Fauré ganz der Klage der Penelope im Vorspiel zu seiner gleichnamigen Oper hin. Sensibel folgt Robin Ticciati mit seinen Musikern dem lyrischen Fluss dieser sakral getönten, "Parsifal"-nahen Musik. Und Ticciati setzt diesen Kurs nahtlos fort in der elegischen Bühnenmusik zu Maurice Maeterlincks "Pelléas et Mélisande", die Fauré zeitgleich zu Debussys Oper schrieb.
Wunderbare Holzbläser
Dank Ticciatis einfühlsamer Leitung können vor allem die Holzbläser des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin ihre Qualitäten wunderbar zur Geltung bringen. Überhaupt zeigt sich das Orchester hochinspiriert unter dem neuen Chef, der auf diesem klug zusammengestellten Album mit einer echten Entdeckung aufwartet: mit den "Ariettes oubliées" für Stimme und Klavier von Claude Debussy, die der Australier Brett Dean erst 2015 - ganz notengetreu - orchestriert hat.
Geheimnisvoll düsterer Grundton
Mit ihrem warmen Timbre, ihrer stimmlichen Flexibilität und ihrem exzellenten Französisch ist die Mezzosopranistin Magdalena Kožená die ideale Interpretin für diesen bezaubernden Liederzyklus; die vertonten Gedichte stammen vom Symbolisten Paul Verlaine und kreisen um Liebesverwirrungen. Selten erhellen emphatische Momente den geheimnisvoll düsteren Grundton dieser "Vergessenen Weisen", die Magdalena Kožená intensiv auskostet.
Reiche Farbpalette
Die Kunst der Andeutung, bewusste Unschärfe-Relationen - diese Maximen Debussys beherzigt Ticciati auch in seiner Interpretation der symphonischen Skizzen "La mer". Plastisch modelliert er die reiche Farbpalette der genialen Partitur heraus und betont im "Spiel der Wellen" auch den tänzerischen Charakter der Komposition.
Schönes Versprechen
Robin Ticciati ist kein Kraftprotz und Showtyp - mit feinem Pinselstrich, rhythmischer Verve und der ihm eigenen Natürlichkeit wird er der französischen Musik instinktiv gerecht. Ticciati und das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin: Das ist ein schönes Versprechen für die Zukunft!