Dunedin Consort - J.S. Bach: Christmas Oratorio - NDR
Sprühende Freudenfunken
CD der Woche
Bei der Musik von Johann Sebastian Bach führt derzeit kein Weg am Dunedin Consort vorbei. Das schottische Ensemble begeistert Publikum und Kritiker mit seinen Bach-Interpretationen und hat unter Leitung von John Butt schon viele internationale Schallplattenpreise abgeräumt. Jetzt ist eine Aufnahme des Weihnachtsoratoriums erschienen.
Mit großer Lust am Text
Mit Pauken und Trompeten begrüßt Johann Sebastian Bach die Geburt des Christkindes. Die neue Aufnahme verbindet diesen festlichen Glanz mit tänzerischem Schwung und Präzision.
Der Dirigent John Butt versprüht die Freudenfunken mit einer kleinen Orchesterbesetzung. Nur 21 Mitglieder umfasst sein Dunedin Consort beim Weihnachtsoratorium, damit geht er noch einen Schritt weiter als Kollegen wie John Eliot Gardiner. Butt begreift das Stück als erweiterte Kammermusik, der Klang bleibt immer durchsichtig und klar - auch, wenn der Chor einsetzt und mit großer Lust am Text die Botschaft verkündet.
Engelhafte Frauenstimmen
Die acht Sänger erfüllen, wie zu Bachs Zeit, eine Doppelfunktion: Sie singen die Ensembles, übernehmen aber auch die Solopartien. Eine anspruchsvolle Aufgabe, bei der die Stärken, aber auch die Schwächen zu hören sind. Der große Pluspunkt der Aufnahme sind die Frauenstimmen, mit ihren typisch englischen, sehr hellen Farben. Die Sopranistin Joanne Lunn etwa klingt als Engel ganz ätherisch und rein.
Für die Altpartien hat John Butt zwei Mezzosopranistinnen ausgewählt; auch sie singen mit einem leichten und beinahe knabenhaften Timbre, das wunderbar mit den Holzbläsern verschmilzt - wie bei Ciara Hendrick in der Arie "Schlafe, mein liebster".
Schwächelnde Männerstimmen
Dagegen wirken die Männer mitunter eine Spur ungehobelt und stören so das kammermusikalische Klima. Der Bassbariton Matthew Brook fällt mit seinem etwas opernhaft-protzigen Auftritt in der ersten Kantate aus dem Rahmen.
Auch die Verfärbungen der deutschen Vokale treten bei den Männern stärker zu Tage. Gefühlte 90 Prozent Natürlichkeit sind für einen fremdsprachigen Sänger sicher schon sehr viel, für einen muttersprachlichen Hörer aber eben doch immer noch zehn Prozent zu wenig.
Trotz dieser Schwächen bei den Männerstimmen fällt es schwer, sich von der Aufnahme loszureißen. Weil Bachs tausendfach gespieltes Stück hier über weite Strecken so frisch und unverbraucht wirkt, als hätte John Butt es gerade erst entdeckt - die historische Aufführungspraxis erweckt den musikalischen Jubel und das Staunen über das Weihnachtswunder zu neuem Leben.