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Dunedin Consort - J.S. Bach: Six Brandenburg Concertos - Klassik

Interpretation: 4 stars
Klangqualität: 4 stars
Repertoirewert: 4 stars

Bach-Explorationen

John Butt und sein schottisches Dunedin Consort mit einer schlüssigen, durchaus eigenständigen Deutungder Brandenburgischen Konzerte Johann Sebastian Bachs.

Nach überaus erfolgreichen Einspielungen der Passionen und der h-Moll-Messe Johann Sebastian Bachs setzen John Butt undsein in Edinburgh beheimatetes Dunedin Consort ihre Explorationen in Bachs Kosmos mit den ‚Brandenburgischen Konzerten‘ fort. Und sie lassen - wie etliche Ensembles vor ihnen - deutlich erkennen, was Bach in diesen Werken mit dem frisch etablierten konzertierenden Prinzip macht, wie er in mancher Hinsicht den Rahmen des gerade Standard Werdenden sprengt, wie er sich vor allem individuell entfaltet. Bachs Konzerte für mehrere Instrumente sind so viel mehr als das Übliche, in jederdenkbaren Hinsicht. Und sie sind eine schöne Demonstration der möglichen instrumentalsolistischen Konstellationen: Es wirddann zum Beispiel sehr plausibel, dass Blockflöte und Trompete, spieltechnisch angemessen zur Geltung gebracht, eben ein sehrharmonisches Gespann sein können.

Wunderbar ausmusiziert

John Butt hat sich in seinem oratorischen Bach als entschiedener Verfechter der solistischen Vokalbesetzung hervorgetan, avancierte mit seinem Instrumentalensemble aber fast nebenher zu einem der interessantesten Exponenten kundigen Bach-Spiels in der Gegenwart. Das spiegelt sich auch in der vorliegenden Deutung der ‚Brandenburgischen Konzerte‘: Sein schmal besetztes Ensemble spielt mit einem sehr leichten, eleganten Grundklang, die Tongebung ist bei allen Instrumenten souverän, das Spiel isteloquent, was auch vermeintliche Kleinigkeiten fein hervortreten lässt. Bachs Musik wirkt hier, von diesem Ensemble vorgetragen, wunderbar ausformuliert, nicht buchstabiert, sondern von Kennern dieser musikalischen Sprache fließend und selbstverständlich gesprochen.

Die solistischen Instrumente sind brillant - zum Beispiel die Violine von Cecilia Bernardini, die Trompete von David Blackadder, die Blockflöte von Pamela Thorby, auch der das Cembalo virtuos traktierende John Butt treten vernehmlich hervor.

Besonders auffällig: Die Akteure werden dem Prinzip des Konzertes mit mehreren Instrumenten hervorragend gerecht, durchuneitles Spiel, durch ein ganz selbstverständlich scheinendes Hervor- und wieder Zurücktreten. Gespielt wird in einer sehr tiefen 392 Hertz-Stimmung, was einerseits dem Violone eine herrliche Präsenz verschafft und zugleich manche intonatorischen Schärfen mildern hilft - zum Beispiel für die Trompete im zweiten Konzert. John Butt wählt eher entspannte Tempi, freilich in einem sehr schlüssigen Gesamttableau und auch nicht ohne die nötige Virtuosität zu ermöglichen. Das gesamte Geschehen wird in einem leichten, durchscheinenden, an Nuancen außerordentlich reichen Klangbild sehr strukturklar dargestellt, mit maßvoller, subtil erwärmter Räumlichkeit. Im schön gestalteten Booklet informieren zwei Texte zu den Kompositionen ebenso wie zu den Prinzipien der Interpretation, freilich nur englischer Sprache - ein bei Linn typisches und nicht unsympathisches Zeichen einer‚ splendid isolation‘.

John Butt und sein Ensemble vereinen eine bemerkenswerte, aber angesichts der gemeinsamen Diskografie kaum überraschende Bach-Expertise. Das mündet in eine in vielen gedeckten Farben gezeichnete Interpretation, frei von Überdruck und vordergründigem Wollen - dafür mit umso mehr souveränem Können und Gelingen. Eine absolut gültige Interpretation.    

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Klassik
25 January 2014