Dunedin Consort - J.S. Bach: Violin Concertos - Concerto
Klanglich wohl ausbalanciert präsentiert das Label Linn hier eine Neuaufnahme Bach ‘scher Dauerbrenner mit Cecilia Bernardini als Violinsolistin und dem Dunedin Consort. Kenner historischer Klänge horchen sofort auf: Selten hört man eine Violine in der Höhe so golden, in der Tiefe so dunkel, fast erdig und dennoch stets ausgeglichen und jeder nur wünschbaren Schattierung fähig. Naturgemäß profitieren davon vor allem die langsamen Sätze, die man alle gleich noch einmal hören möchte. Wie John Butt im Booklet zutreffend anmerkt, zeigen die hier aufgenommen Werke in den Mittelsätzen die längsten Phrasen, die Bach wohl je komponiert hat. Stets vollendet Cecilia Bernardini sie mit Charme, ohne jemals mehr als nur einen kaum wahrnehmbaren Hauch von Vibrato einzusetzen, und verbindet so musikalische Lebendigkeit mit äußerster Ökonomie.
Doch auch ihre Artikulation in den schnellen Sätzen weiß mit kleinen Sensationen aufzuwarten: Auf- und abwärts gerichtete Tiraden hat man kaum je unterschiedlicher gehört. Wunderbar, wie sie mit Kraft und doch locker - fast bläserisch - den einen Spitzenton geradezu erstürmt und aus einem anderen dann wieder völlig unbetont in dessen Verklingen hinein eine kleine Skala herausfließen lässt.
Alfredo Bernardini, der bekannte Oboist, ist seiner Tochter im Concerto c-Moll BWV 1060R ein tonlich ebenso versierter, idealer Partner. Hier wie auch in der Sinfonia aus BWV 21 ist sine klangliche Feinabstimmung auf gleicher Wellenlänge gelungen, von der die ganze Einspielung sehr profitiert.
Das schottische Dunedin Consort lässt den Klangfarben der Solisten viel Freiraum, agiert mit Präzision und spielt dank der klanglich souveränen Aufnahmetechnik (bis auf das Cembalo) doch nicht im Hintergrund. Einzig im Doppelkonzert für zwei Violinen BWV 1043 wünschte man sich mehr Geschlossenheit: Allzu verschieden ist die klangliche und musikalische Disposition der beiden Solisten, der Dynamikunterschied zwischen Soli und Tutti ist zu gering, auch ist die hitverdächtige berühmte Doppelgriffstelle beim ersten Mal schlecht eingeschnitten, sie eilt spürbar. Ein weiterer Aufnahmetag hätte der Produktion wohl gut getan.
Von der äußeren Erscheinung her ist die CD gediegen; das Booklet - leider nur in Englisch - bringt einen anschaulichen Artikel des Ensembleleiters Butt über die Bedeutung des Begriffs 'Concerto' bei Bach sowie Einführungen in alle Werke.