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Dunedin Consort - J.S. Bach: Violin Concertos - Der Neue Merker

Die Originalklangbewegung hat viele hübsche Töchter und Söhne hervorgebracht. Da gibt es Kopfgeburten à la Pallas Athene oder Schenkelgeburten à la Weingott Dionysos und allerlei dazwischen. Das1995 gegründete Dunedin Consort, mit dem das Label LINN – das Dutzend ist mittlerweile voll – schon jede Menge an Bach, Händel und Mozart eingespielt hat, ist da eine gar kräftig aufspielende schottische Maid, die schon mal gerne ein enges künstlerisches Techtelmechtel mit einer holländisch-italienischen Solistin vom Range einer Cecilia Bernardini eingeht. Zumal es sich ja hier um Nichts Geringeres handelt, als einige der schönsten Werke Bachs für Violine und Orchester nicht nur einzuspielen, sondern womöglich auch neu zu beleben. Eröffnet wird das Programm mit dem Konzert für Violine und Oboe (Alfredo Bernardini), BWV1060R, es folgen die zweiViolinkonzerte in e-dur und a-moll, BWV 1042 und 1041, eingeschoben noch die Sinfonia mit Solo-Oboe aus der Kantate „Ich hatte viel Bekümmernis“. Als Höhepunkt der CD kann man durchaus das Konzert für zwei Violinen in d-moll, BWV 1043 mit dem berühmten „Largo ma non tanto“ bezeichnen, bei dem Huw Daniel den Part der zweiten Violine übernimmt. John Butt leitet das Dunedin Consort straff, rhythmische Freiheiten lässt er nicht zu. Dieser Drive fasziniert (anfänglich) und der Hörer kann sich auch an der formidablen, direkten Aufnahmetechnik erfreuen. Die will nicht schmeicheln und bedient sich keiner Watte oder Weichspüler, schließlich spielt man ja kein Band für eine Einkaufspassage ein. Gekauft! Allerdings stellt sich bei dieser grundsätzlich positiven energetischen Annäherung schon mal ein déjà-entendu ein, wenn vor allem in den Allegro-Sätzen dynamisch allzu monochrom agiert wird. Viel Effekt zu Beginn, Ermüdung des Ohrs gegen Ende des Albums. In Portionen genossen, kann die Überraschungswirkung aber durchaus auch beim zweiten und dritten Mal Erfolg haben. Die Solisten verfügen sowohl über technische Meisterschaft, Virtuosität als auch Musikalität. Auf jeden Fall gibt es eine Empfehlung für Liebhaber audiophiler Aufnahmen. Ein klanglich differenzierterer Zugang, ein wenig mehr Poesie und Wärme müssen aber auch bei Bach keine Fremdworte sein. 

Der Neue Merker
13 April 2016