Ensemble Marsyas - Edinburgh 1742 - MDR Kultur
Die Musik des italienischen Barockkomponisten Francesco Barsanti ist hochspannend. Leider ist sie kaum bekannt, denn die Präsenz von Händel und anderen Tonschöpfern seiner Zeit hat Barsanti in den Hintergrund gedrängt. Zeit das zu ändern, zum Beispiel mit diesem Album des hervorragenden Ensembles Marsyas.
Auf dem Album des britisch-irisch-europäischen Ensembles Marsyas hören Sie Musik für die Musikalische Gesellschaft in Edinburgh, entstanden um das Jahr 1740-1742. Die Musiker widmen sich hier vor allem der Musik des nach wie vor wenig bekannten Italieners Francesco Barsanti. Der hatte nicht nur, wie Händel, Concerti grossi veröffentlicht, sondern nahm sich auch schottischer Folklore an.
Warum seine Musik so lange so vergessen war, kann man heute nur schwer erklären. Peter Whelan, Fagottist und Leiter des Ensembles "Marsyas" meint, er wäre schlichtweg übersehen worden, weil der Focus über Jahrhunderte auf Händel lag. Und außerdem komponierte Barsanti, obwohl selbst kein großer Virtuose, sehr anspruchsvoll. So sehr, dass heute Ensembles der Alten Musik einige Zeit brauchten, um die Fertigkeiten zu entwickeln, diese Musik überhaupt spielen zu können.
Das Ensemble Marsyas besteht aus ausgesuchten Musikern - und das ist wörtlich zu nehmen. Es musiziert z.B. der exzellente Naturhornist Alec Frank-Gemill, weiterhin Musiker aus Irland, Schottland und Kontinentaleuropa, allesamt unbestrittene Meister ihres Fachs. Und so gelingt ein Album, das Staunen macht - zum einen wegen der Frische, Originalität und natürlichen Virtuosität der Interpretation, die keine Wünsche offen lässt. Zum andern aufgrund der Tatsache, dass Barsanti in der Welt der Barockmusik bisher eben kaum eine Rolle gespielt hat und nun so glänzend zu Tage tritt.
Das Album ist also eine unbedingte Empfehlung. Falls sich die eine oder andere wegen des Ensemblenamens fragt: Ja, es ist der unglückliche Satyr gemeint, dem Apoll die Haut abzog, weil er mit seinem Flötenspiel den Gott mit der Lyra im Wettstreit nicht schlagen konnte. Seinen Sinn hat das Wortspiel, weil das Ensemble Marsyas am Anfang bläserlastig war und sich im Wettstreit mit der streichenden und zupfenden Zunft sah. Sportlich natürlich, ohne Gewinnerwartung, wie Peter Whelan schmunzelnd anmerkt.