Ensemble Marsyas - Edinburgh 1742 - Toccata
Das 'klassische' Orchester, das sich bis in unsere Zeit als Sinfonieorchester durchgesetzt hat, entstand gegen die Mitte des 18. Jahrhunderts. Es bestand aus Streichern und Bläsern, und am Anfang auch noch einer Generalbassgruppe. Bis dahin wurde das Orchester je nach Belieben zusammengesetzt, bestand aber in erster Linie nur aus Streichern und Basso continuo. Das beste Beispiel eines solchen Ensembles finden wir in den Concerti grossi. Einer der ersten, der in seinen Concerti grossi die Streichergruppe erweiterte, war Händel. Seine Concerti grossi op. 3 enthalten Partien für zwei Oboen und Fagott, und einige auch für Blockflöte oder Traversflöte. Noch bemerkenswerter sind die zehn Concerti grossi, die der gebürtige Italiener Francesco Barsanti, der vor allem in Schottland Karriere machte, 1742 drucken liess. In den ersten fünf werden die Streicher mit Hörnern und Pauken, in der zweiten Gruppe von fünf Konzerten mit zwei Oboen, Trompete und Pauken erweitert. Barsanti war des erste überhaupt, der in seinen Concerti grossi Pauken mitspielen liess, aber auch die Mitwirkung von Hörnern und Trompete ist höchst ungewöhnlich. Das Ensemble Marsyas, geleitet vom Fagottisten Peter Whelan, hat die ersten fünf Konzerte des Op. 3 aufgenommen. Das Horn wurde immer mit der Jagd in Verbindung gebracht; davon zeugen u.a. Arien in Opern von Händel, beispielsweise in 'Sta nell‘Ircana pietrosa tana' aus Alcina, das hier von der Mezzosopranistin Emilie Renard gesungen wird. In England hatte das Instrument unter Laien eine grosse Beliebtheit erlangt, und es wurde auch von Laien gespielt. Deswegen werden Werke mit Hornpartien einen guten Absatz gefunden haben, vor allem weil Laien oft italienische Konzerte in den Musikgesellschaften spielten, die überall im Lande aktiv waren. Es erklärt auch, dass Händel einige Sätze aus seiner Water Music für zwei Hörner und Streicher bearbeitete. Dass Barsanti in Schottland wirkte, führte auch dazu, dass er schottische Volkslieder bearbeitete; einige davon erklingen hier. Diese CD ist in mehreren Hinsichten höchst interessant, da sie einige kaum bekannte Aspekte des damaligen Musiklebens dokumentiert. Auch musikalisch ist hier alles in bester Ordnung; vor allem die Beiträge der Hornisten sind eindrucksvoll. Diese Produktion ist eine besonders wichtige Erweiterung der Diskographie und eine Bereicherung jeder CD-Sammlung.