IBO - Concerti Bizarri - High Res Mac
Barocke Klassik ist eine Musik, die gleichförmig herumdudelt, unter 1500 Hertz praktisch nicht stattfindet und nach dem dritten Satz langweilig wird. Sagen böse Zungen. Tatsächlich kann Barock-Musik mit sehr viel Feinheit, Eleganz und Dynamik auftreten und entsprechende Hörfreude verschaffen. Zum Beispiel mit den Concerti Bizarri, eingespielt vom Irish Baroque Orchestra.
Als Solisten ergänzen das Irish Baroque Orchestra Lisa Beznosiuk (OAE), Andreas Helm (Concentus Musicus Wien), Monica Huggett (Sonnerie) and Peter Whelan (Ensemble Marsyas). Das Dirigat führt Monica Huggett, zugleich Violinistin. Aufgenommen haben die Musiker ihr Album vom 27. bis 30. September des vergangenen Jahres in der St. Peter's Church im irischen Drogheda.
Die Iren haben sich die Partituren von insgesamt sieben Konzerten für Violinen, Oboen, Fagott, Flöte oder Celli ausgewählt, komponiert von Vivaldi, Telemann, Graupner, Heinichen und Fasch. Und auch wenn das Trio am Ende der Aufzählung weniger bekannt ist, erweist sich ihre Musik als durchaus hörenswert. Und erklärt, warum Telemann wie Bach beispielsweise den Kollegen Fasch außerordentlich schätzten - was seiner Popularität in der Nachwelt leider nicht viel nutzte. Das könnte sich mit den Concerti Bizarri allerdings ändern.
Denn die Aufnahme ist wunderbar und präsentiert die Kompositionen mit sensibler Emotionalität und feinem Spiel. Offen und luftig klingt es durch das versammelte Oeuvre. Wie transparent die Musik gespielt werden kann, zeigt sich beispielhaft in Telemanns Konzert für zwei Violinen und Fagott in D-Dur Das Fagott ist klar ortbar, präzise und warm. Die Violinen in ihrem Zusammenspiel ziselieren sich fein aus dem Klangteppich des Orchesters und sind perfekt im Raum positioniert. Dazu ist der Klang sämtlicher Instrumente ausgesprochen authentisch. Vom Cembalo über die verschiedenen Streicher bis zu den Solisten - alles klingt lebendig, authentisch und wie frisch in den Raum gestellt.
Selbst die sehr neutrale Abstimmung des hiesigen Set-ups, die mitunter etwas höheneuphorisch scheint, liefert ein entspanntes Klangbild, das wahrheitsgetreu der Musik folgt. Entsprechend ist Heinichens Konzert für Oboe merklich wärmer und runder als Telemann, und Vivaldis Konzert für zwei Celli lässt eben diesen trocken artikuliert im Raum ihren Auslauf, ohne dass das Orchester die filigranen Streicherklänge an dynamischen Stellen emphatisch violinenschreiend übertünchte.
Das Fazit: Das Irish Baroque Orchestra hat unter der Leitung von Monica Huggett mit den Concerti Bizarri Vivaldi und seinen Zeitgenossen einen echten Gefallen getan. Die Interpretation der insgesamt 24 Stücke ist äußerst feinfühlig und klanglich mehr als überzeugend. Dazu ist die Einspielung sensibel und musikalisch abgemischt - ein Glücksfall für Fans des Barock. Und eine lohnende Entdeckung für alle anderen.