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Trio Sonnerie - La gamme - Klassik

Interpretation: 4 stars
Klangqualität: 4 stars

Gemeinsamer Atem
Die Interpretationen des Trios Sonnerie überzeugen größtenteils durch ein subtiles, sehr aufmerksames Zusammenspiel.

Das Trio Sonnerie musiziert bereits seit über 30 Jahren gemeinsam in der Besetzung Violine, Viola da Gamba und Cembalo, zieht aber oft auch andere Musiker je nach Repertoire und Besetzungsstärke hinzu. Die vorliegende Aufnahme führt das erfahrene Trio wieder zurück zu seinen ursprünglichen Wurzeln: In der dreiköpfigen Besetzung interpretieren Monica Huggett, Barockvioline, Emilia Benjamin, Viola da Gamba, und James Johnstone, Cembalo, Werke des frühen 18. Jahrhunderts von Marin Marais und seinem zeitgenössischen Konkurrenten an der Gambe, Antoine Forqueray.

Die Aufnahme darf als gelungene Auswahl des vielseitigen und doch mit einem hohen Wiedererkennungswert gestalteten OEuvres von Marais gelten. Das Programm beginnt mit Marais' 'La Gamme en forme de petit Opéra' und der 'Sonate à la Marésienne'. Beide Werke wurden in einer Sammlung im Jahr 1723 veröffentlicht. Das dritte Werk dieser Sammlung, 'La Sonnerie de Sainte Geneviève du Mont de Paris', bildet den Abschluss der vorliegenden Einspielung. 'La Gamme' ist eine mehrteilige, aber ohne Unterbrechungen durchlaufende Komposition mit einer Länge von bemerkenswerten 35 Minuten. Das Werk durchläuft nahezu alle Tonarten und zeigt erstaunlicherweise italienische Kompositionseinflüsse auf. (Marin Marais bekannte sich seinerzeit zu den Traditionalisten am Hof von Ludwig XIV. und wehrte dabei jede musikalische Stilmischung zwischen französischem und italienischem Stil vehement ab).

Die Formen variieren zwischen Trio und einem Melodieinstrument (Violine) mit Basso continuo. Nicht ganz nachvollziehbar ist, warum man sich für eine künstliche Trennung dieses Werks in vier Tracks entschieden hat. Die Interpretation des Trios ist schön, elegant und insgesamt doch sehr schlicht gehalten. Die kompositorische Ironie Marais' in der Stilmischung und anderen kleinen Effekten könnte teils mehr hervorgehoben werden; dafür aber bemüht sich das Trio umso mehr um ein intensives Zusammenspiel, das sich schön in einem hörbaren gemeinsamen Atem zu erkennen gibt.

Besonders erwähnenswert ist die überaus klangvolle, weiche Violine in der Violinsonate 'La Marésienne': eine Chaconne über drei Noten mit einer unabhängigen Gamben-Stimme. An wenigen Stellen wirkt das Violinvibrato zu stark, groß und unnatürlich, an anderen Stellen aber überrascht Huggett mit ihrem subtilen Spiel. Leider lassen sich unangenehme Temposchwankungen bei der Interpretation der 'Sonnerie' nicht verleugnen. Auch verliert das Trio hier an Natürlichkeit im Spiel. Wenngleich diese Einspielung viel musikalischen Schwung vermittelt, so wirken die teils scharfen Punktierungen stellenweise gar aufgesetzt.

Bei Antoine Forqueray's erster Suite aus den 'Pièces de viole, avec la basse continue' handelt es sich um eine musikalisch weitaus dramatischere, klangintensivere Komposition. Weil das Werk in zwei unterschiedlichen Besetzungsvarianten überliefert ist, hat sich das Trio Sonnerie für die Abwechslung von Cembalo solo und Viola da Gamba mit Basso continuo entschieden. In diesem Werk überzeugt die Gambistin Emilia Benjamin durch ihr virtuoses und zugleich sehr expressives Spiel, das dagegen in Marais' Werken leider zu wenig zur Geltung kommt. Durch die Interpretationen von Benjamin und Johnstone erfährt das Werk Forquerays eine sehr pulsierende, mitreißende Wirkung und die musikalische Leistung der beiden Musiker ist hier besonders hoch einzuschätzen.

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Klassik
08 May 2013