Royal Academy of Music Soloists Ensemble & Trevor Pinnock - Bruckner: Symphonie No. 2 - Fono Forum
Bruckner light
Es ist das Ziel der Londoner Royal Academy of Music, in einer Reihe von CD-Einspie-lungendie Kunst der Reduktionen sinfonischer Werke für Kammerensemble - wie sie Arnold Schönbergs „Verein für musikalische Privataufführungen" pflegte - wieder zum Leben zu erwecken. Zu diesem Zweck werden sowohl Originalarrangements aus Schönbergs Umfeld herangezogen (wie auf vorliegender Einspielung Strauß' ,,Wein, Weib und Gesang" - Walzer in Alban Bergs Arrangement) als auch neue Bearbeitungen in Auftrag gegeben.
Für Anton Bruckners zweite Sinfonie wandte man sich an Anthony Payne: Der englische Komponist machte Ende der 90er-Jahre mit einer Komplettierung von Elgars Sinfonie Nr. 3 Furore. Bruckners originale Orchesterbesetzung reduzierte er auf ein Ensemble von 20 Spielern. Ist nun dadurch etwas gewonnen? Auf der Haben-Seite imponiert Paynes Einfühlungsvermögen in Bruckners Satztechnik. Die Querverbindungen zu Schubert kommen deutlicher heraus als gewohnt, und natürlich hat die kleine Orchesterbesetzung eine kammermusikalische Transparenz zur Folge, die den Hörer die Struktur des Werks deutlich nachvollziehen lässt. Eine solche Herangehensweise bietet jedoch heutzutage, da man sich bei Bruckner vom viel zitierten ,,Weihrauch" ohnehin verabschiedet hat, nichts wirklich Neues mehr. Zudem muten Instrumente wie Klavier und Harmonium in Bruckners Klangwelt eher wie Fremdkörper an, und letztlich wirkt die reduzierte Klanglichkeit in vielen Passagen statt erhellend lediglich anämisch. Manche Werke (und Komponisten) könneneinen solchen „Facelift" vielleicht gut vertragen - ob Bruckner dazugehört, darüber mag man streiten.