William Carter - Bach Reimagines Bach - WDR 5
Wer genau hinhört, wie William Carter für das schottische HiFi-Label Linn Records die Laute schlägt, des nachts in einer leeren Kirche, der kann am Ende, in der g-Moll-Suite BWV 995, sogar hören, wie es zu regnet beginnt und das Wasser die Fenster herunter läuft – so ungeschützt und klar ist diese Aufnahme, und so wenig schert sich der US-amerikanische Lautenist darum, den kargen Klang irgendwie aufzufüllen. Ganz im Gegenteil: Carters Dynamik zielt nicht die Höhe, sondern weiter in die Tiefe, ins Pianissimo. Manchmal weiß man nicht mehr, ob da ein Ton überhaupt noch geschlagen wird oder ob man ihn sich nicht bloß eingebildet hat. „Bach reimagines Bach“ nennt Carter sein Album, Bach erinnert sich an Bach. Denn die drei Lautensuiten, die er hier versammelt hat, sind leise Echos anderer Werke: Die eine führt zurück zu einer Cello-Suite, eine andere hat Bach aus einer Geigensuite herausgearbeitet, bei der dritten hat William Carter selbst nachgeholfen - und eine weitere Geigensuite Bachs mit vorsichtigen Handgriffen für seine Laute zurecht gelegt. Musik zum Luftanhalten.